Wie heißt diese Geschichte heute eigentlich? Heißt sie wirlich "Zehn kleine Personen mit stärker pigmentierter Hautfarbe"? In meiner längst verflossenen Jugendzeit nutzen wir noch einen anderen Begriff, der heute als Unwort bezeichnet wird. Ja, bei Nutzung würde ich mich des Vorwurfs des Rassismus und der Herabwürdigung aussetzen. Gefühle, die ich auch in meiner Jugendzeit nie hatte. Ganz im Gegenteil, diese Geschichte erfüllte mich immer mit Sympathie, Zuneigung und Wärme für diesen Personenkreis! Aber was hat dies mit Schach zu tun? Nun, genau wie in besagter Geschichte standen hier allerdings acht Recken vor einigen Wochen bereit, sich am zweiten Spieltag mit der neunten Mannschaft des Lübecker SV zu messen und dann wurden wir immer weniger. Teilnahmen an anderen schönen und wichtigen Turnieren, Hochrücken in die höhere Mannschaft, Feierlichkeiten jeglicher Art sowie Krankheiten und Unfälle führten zu elf (!) Absagen. So verblieben nur vier Recken, die den Kampf aufnehmen wollten. ... und vielleicht war das das Problem! Denn in jeder besagten Geschichte verschwanden bis auf eine Person alle und dann setzte das wundersame Wiederanwachsen ein. Waren wir also eigentlich noch zu viele?
Ich sammelte Uwe und Christian ein und aus Ratzeburg stieß Jo dazu. Wir vier Musketiere (oder muss es "musketiers" heißen?) schworen uns zu kämpfen und das Unmögliche zu schaffen. Kurz vor High Noon konnte ich dann auch den ersten Punkt für uns auf der Habenseite buchen. Mein Gegner wollte sich mit f7-f6 befreien und ich versuchte, dies zu verhindern. Als er den Zug dann ausführte, folgte ein zwingender Figurenverlust und er gab sofort auf. Eine Viertelstunde später konnte Uwe den zweiten Punkt beisteuern. Seine Gegnerin zog ihren Turm von der Grundlinie, auf die Uwes geckter Turm dann vordringen und sich gegen die gegnerische Dame tauschen konnte. Weiteres Elend ersparte sich seine Gegnerin und gab auf.
Jo hatte ein frühes Remisangebot seines Gegners abgelehnt. Diese Partie sollte am längsten von allen in dem Spiellokal ausgetragenen Mannschaftskämpfen andauern. Und er konnte ein Schwerfigurenendspiel mit einem Mehrbauern und durchaus guter Perspektive erreichen. Dann fasste er den Entschluss seinen Bauern von g2 nach g4 vorzustoßen. Die Folgen waren verheerend. Der Mehrbauer ging verloren, sein Gegner schaffte sich einen Freibauern und sein König drang in die weiße Stellung ein. Schließlich, wie gesagt ganz am "Ende des Tages" endete die Partie dann doch noch Remis. Und Christian? Er stand in der Eröffnung sehr passiv. Sein schwarzfeldriger Läufer stoppte als "Dickbauer" den gegnerischen Freibauern. Es gelang ihm dann, sich am Damenflügel zu befreien, sogar einen Bauern zugewinnen und Dame und einen Turm abzutauschen. Aber dann wollte er -getreu unseres Mottos- zuviel. Er drang mit seinem verbliebenen Turm zwecks Bauerngewinn in die Hälfte des Gegners vor und verlor dabei dessen Freibauern aus den Augen. Er musste den Läufer opfern, um die Umwandlung zu verhindern und nach wenigen Zügen der Agonie gab er auf.
2,5:5,5 eine klare Niederlage und nur ein sehr schwacher Trost , dass wir an den gespielten Brettern immerhin 2,5:1,5 gewonnen haben. Hoffenlich stehen am nächsten Spieltag wieder acht Recken auf der Matte, um ein besseres Ergebnis zu erzielen!