Am letzten Wochenende ging es dann auch für unsere erste Mannschaft endlich los und zum Auftakt in der Schachbundesliga gab es mit den Schachfreunden Berlin schon einmal keine leichte Aufgabe. Mit drei 2600ern und weiteren starken Spielern bestückt waren die Schachfreunde gegen uns klar favorisiert, aber dass wir auch mal für eine Überraschung sorgen können, haben wir beispielsweise letztes Jahr gegen Hockenheim gezeigt.
Wir erwischten dann auch einen guten Start in den Kampf, denn auf ein solides Weißremis von Thomas folgte ein Remis von Ashot, der in Zeitnot an mehreren Stellen noch 1 oder 2 Sekunden auf der Uhr hatte, aber bis zum Schluss bewahrte er seine Nerven und hielt das etwas schlechtere Turmendspiel.
Auch am Brett von Michael mussten wir uns keine Sorgen machen, da er in der Eröffnung eine Nebenvariante spielte, mit der sein Gegner nicht vertraut war. Allerdings fand dieser danach die besten Züge, sodass die Stellung in ein ausgeglichenes Endspiel verflachte.
Zu diesem Punkt stand es also 1,5-1,5 und wir durften uns durchaus Hoffnungen auf Zählbares machen. Aber dann holten unsere Gegner die benötigten Punkte zum Mannschaftssieg. In meiner Partie geht das auch in Ordnung, da ich zwar eine gute Vorbereitung auf das Brett brachte, danach allerdings zu spüren bekam, warum mein Gegner auch schon über 2600 Elo hatte. Am Ende dieser Partie konnten die Schachfreunde also in Führung gehen und ungefähr zu dieser Zeit auch das 3,5-1,5 erzielen, da Christian sich an Brett 8 nicht mehr aus seiner passiven Lage befreien konnte.
Aber trotz dieses Rückstandes hatten wir unsere Chancen auf Mannschaftspunkte. Emil stand zunächst sehr gut, übersah jedoch ein paar taktische Ideen und konnte das schwierige Endspiel schließlich nicht halten. Zudem hatten wir an Brett 1 und 2 sogar deutlich bessere Stellungen, wobei Lawrence seine Partie im entscheidenden Moment schon als Remis abgehakt hatte und einen starken Gewinnzug verpasste. Erfreulich ist allerdings, dass Andrei in seiner ersten Bundesligapartie direkt einen Schwarzsieg gegen den 2600er GM Daniele Vocaturo feiern konnte.
Am Ende des Tages blieb also eine 3-5 Niederlage, die unseren Gegnern alles abverlangt hat. Kaufen können wir uns davon zwar nichts, aber nach einem gemeinsamen Abendessen stimmten wir uns auch schon auf das Sonntagsmatch gegen Dresden ein, die für das Wochenende sogar zwei 2700er herangeholt hatten.
Am Sonntag ging es dann also schon um 10 Uhr los gegen den USV TU Dresden und beide Mannschaften traten auch mit unveränderter Aufstellung an. Für uns bedeutete das spielstärketechnisch noch einmal eine größere Herausforderung im Vergleich zum Vortag, aber genau auf solche Matches freuen wir uns auch, denn zu verlieren haben wir dabei nichts.
Im Vergleich zum Vortag fehlten uns am Sonntag auch die Chancen auf Mannschaftspunkte, aber wir lieferten durchaus einen guten Kampf ab und konnten diesen lange offen gestalten.
Das erste Remis an diesem Tag war mir vergönnt. In einer interessanten Französischpartie hatte ich zwischendurch sogar die Chance mittels 26.Txd6 in ein interessantes Endspiel abzutauschen. Obwohl mein Gegner und ich die weiße Stellung als vielversprechend beurteilten, sieht der Computer keinen Grund sich Sorgen zu machen. Kurz darauf vereinbarten wir dann in ausgeglichener Stellung das Remis.
Auch Christian und Ashot ließen in ihren Partien nichts anbrennen und hatten jeweils die angenehmere Seite des Ausgleichs. Außerdem konnte auch Andrei gegen den 2700er Zoltan Almasi im Mittelspiel frühzeitig das Remis forcieren und schraubte das Ergebnis für uns auf 2-2.
In den weiteren Partien hatte Dresden nirgendwo mehr als minimalen Vorteil und so hätte man als Optimist bereits wieder ins Träumen verfallen können, aber da einige von uns jetzt in ihrem dritten Jahr Bundesliga sind, wissen wir, dass die Großmeister solche Stellungen dann eben doch ab und an noch gewinnen.
Und so kam es wie es kommen musste: Zunächst verpasste Michael den richtigen Moment, das Läuferpaar von Liviu-Dieter Nisipeanu zu halbieren und konnte den Laden schließlich nicht mehr zusammenhalten. Emils Gegner spielte die Eröffnung etwas anrüchig, doch kam später erst zu einem Bauerngewinn und dann zu entscheidendem Vorteil. Blieben noch Thomas und Lawrence, die beide ums Remis kämpften.
Thomas hatte im Mittelspiel eine gute taktische Kombination gefunden, aber musste daraufhin immer noch ein etwas unangenehmes Endspiel verteidigen. Dabei gab er zunächst einen Bauern auf, den man wohl auch hätte halten können und stellte anschließend seinen Läufer ein, was seine Aufgabe zur Folge hatte.
Also wurde aus einem 2-2 und vier nahezu ausgeglichenen Partien schnell ein 2-5, aber wenigstens konnte Lawrence sein Turmendspiel gegen Pavel Eljanov halten und uns mit einem 2,5-5,5 auf den geteilten 13.Tabellenplatz schießen.
Am Ende des Wochenendes konnten wir Meißen erhobenen Hauptes verlassen, denn im Vergleich zu den Vorjahren konnten wir unsere Brettpunktausbeute deutlich verbessern. Hoffen wir also, dass das nicht nur eine Momentaufnahme ist und wir den Trend in den kommenden Runden fortsetzten können, damit wir dieses Jahr im Abstiegskampf ein Wort mitreden können.