„Nicht möglich – wegen Biene“
„Schöner Bericht“, sagte der Regensburger Christian Schatz vor der 1. Runde in Bad Wildungen zu mir, gegen den ich gerade beim Arber-Cup in Bodenmais gespielt hatte. Etwas verwundert fragte ich, welcher Bericht? Na, Dein Bericht über das Arber-Schachfestival. Ich bin eher zufällig auf die Homepage des Schachklubs Norderstedt gestoßen. Das freut mich, dass er Dir gefallen hat und das Du auf unserer Homepage warst. Ich bekomme sonst wenig Resonanz auf meine Berichte. Neben dem Regensburger Christian Schatz traf ich wieder viele bekannte Gesichter, die sich zu den Deutschen Seniorenschachmeisterschaften in Bad Wildungen eingefunden hatten. Nicht zuletzt die bekannten Norderstedter Gesichter Joachim und Rüdiger. Wohl die meisten der 259 Spieler waren wohl in dem Spielort im Maritim Hotel untergekommen. Ich dagegen bezog in einer kleinen Pension in Reinhardshausen mein Quartier und genoss jeden Morgen den 45-minütigen Spaziergang durch den schönen und großen Kurpark von Bad Wildungen.
„Nicht möglich – wegen Biene“, sagte die Serviererin mit stark ukrainischem Akzent am ersten Morgen beim Frühstück zu mir, nachdem ich Ihr gesagt hatte, dass ich auf der Terrasse mit dem schönen Blick in die Landschaft frühstücken möchte. „Ich habe keine Angst“ und begab mich schnurstracks auf die Terrasse. So ging das in den nächsten Tagen weiter. „Heute zu nass“, „heute zu kalt“, doch ich nahm jeden Morgen mein Frühstück auf der Terrasse ein. Bereits am dritten Tag war jegliche Widerstandskraft gebrochen. Bereitwillig wurde schon vor meiner Ankunft der Tisch auf der Terrasse gedeckt. Auch wenn ich mich in den ersten Runden nicht gegen meine Gegner durchsetzen konnte, so schaffte ich es wenigstens gegen die ukrainische Serviererin. Natürlich war ich jeden Morgen der einzige auf der Terrasse, während die anderen Gäste in einem kleinen stickigen Raum ihr Frühstück einnahmen. Ich kenne das schon aus anderen Orten. Der Platz und der Sommertag können noch so schön sein, der Blick noch so einzigartig, doch häufig sind meine Frau und ich die Einzigen, die sich an die frische Luft wagen. „Wir sind eben von einem anderen Stern“, kommentierte meine Frau meinen morgendlichen Kampf mit der Serviererin. Und die Bienen? Sie nahmen mich gerne als seltenen Gast auf. Täglich bevölkerten sie mich in Scharen, so dass ich ein Flugabwehrsystem entwickelte und mich als Platzanweiser betätigte. Ich wies den Bienen die leeren Marmeladenschälchen zu, was sie zunächst ungern später jedoch bereitwillig annahmen, so dass ich mich auch hier durchsetzen konnte. So verbrachten wir trotz aller Widrigkeiten herrliche Morgenstunden. Wenn man sich erst einmal gegen eine ukrainische Serviererin und gegen einen Bienenschwarm durchgesetzt hat, sind Gegner bei einer Deutschen Seniorenmeisterschaft nur noch Leichtgewichte. Von wegen, nicht möglich – wegen Bienen!
(Übrigens die Bienen waren Wespen – aber das spielt hier auch keine Rolle)